Steine werfen
Am Fest des heiligen Stephanus ist es im Münsterland Brauch, abends auf dem Weg zum Feiern, einen kleinen Stein in der
Jackentasche zu haben. Ein Zeichen für die symbolische Stephanus Steinigung. In früheren Jahren war nach der stillen Zeit des Advents dieser Tag die erste Gelegenheit, wieder laut und fröhlich zu
feiern.
Tatsächlich bezieht sich der Brauch auf die Überlieferung einer Steinigung. Es geht um den Diakon Stephanus, der ungefähr im Jahre 40 nach Christus gesteinigt wurde. Mutig
hatte sich Stephanus öffentlich zum Glauben an Jesus Christus bekannt. Das brachte ihm das Todesurteil ein, eine Hinrichtung durch Steinigung.
Auch in unseren Tagen konfrontieren uns die Nachrichten immer wieder mit schrecklichen, archaisch anmutenden Hinrichtungen. Das war und bleibt tieftraurig und schrecklich.
Das Steine werfen zieht sich durch die Geschichte der Menschheit.
Steine werden geworfen auf Andere, Andersgläubige, Andersdenkende
Steine werden geworfen auf Kirchenfenster, Synagogen, Moscheen
Steine werden geworfen auf Kunstwerke
Geworfenen Steine versteinern die Herzen der Menschen, verwandeln Getroffenes in Angst und Hass.
Ich möchte Sie einladen, einen Stein in die Hand zu nehmen.
Spüren Sie, wie er die Wärme Ihrer Hand annimmt und sie bewahrt.
Spüren Sie die Ecken, Kanten und Rundungen.
Sie spüren es, der Stein selbst kann beides, rund und scharfkantig.
Wer ihn in die Hand nimmt, kann damit werfen, etwas zerstören.
Der Stein kann aber auch ein Grundstein sein oder ein kleines Stückchen einer Mauer für ein Haus, das schützt, Frieden gibt und die Wärme von Weihnachten
bewahrt.
Viel Spaß bei der Stephanusfeier mit einem solchen Stein in der Tasche wünscht von Herzen
Christa Johanna Gundt