Weihnachten war für mich in diesem Jahr schon am 21. April. An diesem Tag ist mein Neffe Gustav geboren. Ich bin nicht zum ersten Mal Tante geworden. Dieses Wunder durfte ich vorher schon
vier Mal erleben. Zusammen mit den Geburten meiner eigenen Kinder, den Kindern von Freundinnen, Cousinen… - jede Menge Wunder, immer wieder neu.
Und doch war bei dieser Geburt vieles anders. Meine Schwester und ich wohnen nur 15 Autominuten voneinander entfernt. Wir haben Kinder im gleichen Alter, die sich sehr lieben und
wöchentliche Treffen sind deshalb fest eingeplant. Bis zu diesem Frühjahr. Der 1. Lockdown hatte dazu geführt, dass wir uns mehr als sechs Wochen am Stück nicht gesehen haben. Das hatten wir uns
so nicht vorgestellt. Gerade in den letzten Wochen der Schwangerschaft wollte ich meine Schwester doch so gerne unterstützen. Ein „Wie geht es dir?“ am Telefon oder über Videochat war einfach
nicht das gleiche wie mit einer echten Umarmung. Oft haben wir uns in dieser Zeit gefragt, wie es wohl werdenden Müttern geht, die ihr Kind fern der Heimat bekommen – ohne die Nähe der
Familie…
Mit dem Einsetzen der Wehen endete unser privater „Lockdown“. Um während der Geburt auf die Geschwisterkinder aufzupassen, fuhr ich - mit meinen eigenen sehr aufgeregten Kindern - los.
Diese Wiedersehensfreude der Cousins und Cousinen werde ich nie vergessen! Gemeinsam habe ich dann mit 5 Kindern auf den großen Moment gewartet – und es fühlte sich tatsächlich ein bisschen an
wie das „Warten auf`s Christkind“.
Noch heute bin ich dankbar für dieses kleine vorgezogene „Weihnachtswunder“. Dass ein Kind solche Freude auslösen kann und mit solcher Sehnsucht erwartet wird, tröstet mich in diesen
manchmal seltsamen Tagen. Und es lässt hoffen: auf das Wiedersehen mit all unseren Lieben. Wenn nicht jetzt an den Feiertagen, dann doch irgendwann. Nach jedem Winter kommt ein Frühling und
Weihnachten kann manchmal auch im April sein…
Gehen wir mit dieser Hoffnung im Herzen auf Weihnachten zu und freuen wir uns – wie in jedem Jahr – über die Geburt dieses besonderen Kindes.
Judith Schäpers